Prag kompakt: Unsere Top-Erlebnisse in 36 Stunden

Manchmal passt es einfach. Ein paar freie Tage, schönes Wetter – und die spontane Idee, etwas Neues zu entdecken. Die Frage ist nur: Wohin? Nach ein paar Überlegungen steht fest, dass wir nach Prag wollen. Eine Stadt, die wir schon lange auf der Liste haben, deren Besuch sich aber irgendwie nie ergeben hat.

Zugegeben, manche lassen sich auf Reisen gern treiben und entdecken Orte ganz ohne Plan – einfach der Nase nach. Wir ticken da seit einem Spontanausflug, bei dem wir ohne Vorbereitung am völlig falschen Ende einer Stadt gelandet sind, anders. Heute planen wir lieber. Recherchieren, stöbern, Routen markieren – das ist Teil der Vorfreude und für uns immer schon der Beginn des Urlaubs.

Und es hat sich auch diesmal gelohnt: In diesem Beitrag nehmen wir euch mit auf unseren Kurztrip nach Prag, erzählen, was uns begeistert hat und zeigen euch, welche Orte, Eindrücke und Leckereien ihr euch beim eigenen Besuch nicht entgehen lassen solltet.

Anreise und erster Eindruck

Einmal in Prag angekommen, ist man sofort verzaubert vom Flair dieser Stadt. Sie ist einfach unvergleichlich und verzaubert Besucher aus aller Welt mit ihrem einzigartigen Charme. Die Stadt an der Moldau, oft als „Die Goldene Stadt“ oder „Die Stadt der hundert Türme“ bezeichnet, hat eine lange und reiche Geschichte, die sich in ihrer Architektur, Kultur und Atmosphäre widerspiegelt.

Sehenswürdigkeiten

Astronomische Uhr

In der Prager Innenstadt befindet sich die Prager Rathausuhr, eine weltweit bekannte astronomischen Uhr aus dem Jahr 1410, die sich an der Südmauer des Rathauses befindet. Das Highlight ist das Figurenspiel, das man zu jeder vollen Stunde von 9:00 Uhr bis 22:00 Uhr beobachten kann. Die Figuren der 12 Apostel erscheinen während des Glockengeläuts in den Fenstern.

Wir haben Glück, dass wir gerade ein paar Minuten bevor es losgeht, ankommen. Allerdings ist der Platz ganz schön touristenüberladen, denn gefühlt jeder Tourist in Prag will sich das Schauspiel ansehen. Die Uhr selbst sieht sehr beeindruckend aus, aber das Figurenspiel hatten wir uns der Beschreibung nach etwas imposanter vorgestellt.

Karlsbrücke

Auch hier ist es wirklich voll, aber den Weg über die Brücke wollen wir unbedingt gehen, zumal sich dort ein Geocache befindet, den wir uns holen wollen. Entlang der Brücke befinden sich 30 Statuen von Heiligen und religiösen Figuren, die im Laufe der Jahrhunderte hinzugefügt wurden. Die bekannteste ist die Statue des Heiligen Nepomuk, die berühmte Legenden und Überlieferungen umgibt und von Gläubigen oft berührt wird, um Glück und Schutz zu erhalten. Künstler und Straßenhändler präsentieren hier ihre Werke, von Kunsthandwerk über Gemälde bis hin zu Souvenirs. Dies trägt zur lebendigen Atmosphäre der Brücke bei.

John Lennon Wall

Die John Lennon Wall ist ein Symbol des friedlichen Protests und der Sehnsucht nach Freiheit. In den 1980er Jahren wurde die Mauer zu einem Ort des Protests gegen das kommunistische Regime in der Tschechoslowakei. Jugendliche, die von den Idealen der westlichen Welt und der Musik der Beatles inspiriert waren, begannen, die Mauer mit Lennon-Zitaten, politischen Botschaften und Friedenssymbolen zu beschmieren. Dieser Akt des kreativen Widerstands verlieh der Mauer ihre Bedeutung als Symbol für Freiheit und Frieden. Sie ist heute eine wichtige touristische Attraktion in Prag und zieht Besucher aus aller Welt an.

Petrin-Hügel

Nach dem ganzen geschichtlichen und kulturellem Input und den Unmengen an Menschen sind wir froh, dass uns unsere Tour als nächstes ins Grüne auf den Petrin-Hügel führt. Hier oben sind wir fast allein und haben einen wundervollen Blick auf die Stadt. Das ist nach dem Trubel die totale Erholung!

Prager Burg

Die Prager Burg hat eine Grundfläche von rund sieben ha und ist damit das zweitgrößte geschlossene Burgareal der Welt. Sie dient als Sitz des Präsidenten von Tschechien.

Wir sind wieder einmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort und können sogar den Wachwechsel beobachten. Wirklich sehr beeindruckend und man sollte hier gewesen sein, wenn man Prag besucht.

Die Lucerna Passage und die Wenzel-Statuevon David Černý

Die Lucerna Passage entstand im frühen 20. Jahrhundert und ist sowohl eine bekannte Prager Einkaufspassage als auch Kulturzentrum in der Innenstadt. Die Passage beherbergt eine Vielzahl von Geschäften, darunter Modeboutiquen, Buchhandlungen, Restaurants, Bars sowie das altehrwürdige Lucerna-Kino, welches zu den ältesten Kinos Europas zählt und in dem sich Franz Kafka seinerzeit gern Filme ansah.

Ein Blickfang in der Passage ist die Wenzel-Statue von David Černý, welche von der Decke herabhängt. Die Skulptur zeigt den heiligen Wenzel, Landespatron und ersten christlichen Märtyrer Böhmens auf einem Pferd. Die Besonderheit dieser Statue ist jedoch, dass das Pferd kopfüber hängt, sodass es an einer Stange an der Decke befestigt ist.

Die Installation hat verschiedene Interpretationen hervorgerufen, von politischer Satire bis hin zur Kritik an der politischen Elite. Einige Menschen sehen darin auch eine Reflexion über die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der politischen Führung und der Geschichtsbewältigung in Tschechiens. Was genau der Künstler damit aussagen wollte, kann nicht gesagt werden, da er sich nie dazu geäußert hat.

Das Tanzende Haus

Das „Tanzende Haus“ ist ein modernes Bürogebäude in Prag und wird aufgrund seiner ungewöhnlichen und tanzenden Formen auch gern als „Ginger & Fred“ bezeichnet, dem berühmten Tanzpaar Ginger Rogers und Fred Astaire. Das Gebäude, welches sich am Ufer der Moldau im Stadtzentrum von Prag befindet, wurde 1996 fertiggestellt und ist das Werk der Architekten Vlado Milunić und Frank Gehry. In den Jahren seit seiner Fertigstellung hat sich das Tanzende Haus zu einer der bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Prag entwickelt und ist ein Symbol für die Modernisierung und die Verbindung von zeitgenössischer Architektur mit der historischen Umgebung der Stadt.

Die engste Gasse Prags

Nördlich der Karlsbrücke befindet sich die engste Gasse Prags. Diese Kuriosität stammt aus dem 16. Jahrhundert und diente ursprünglich als Feuergasse. Damit wurde einerseits erschwert, dass Feuer von einem auf das nächste Haus überspringen konnte, andererseits war es für die Feuerbekämpfung leichter, zu den Gebäuden vorzudringen. Heute ist sie mit einer Ampel versehen, damit man sich auf dem engen Raum nicht in die Quere kommt. Sie ist ca. 25 m lang und an einer Stelle gerade einmal 50 cm breit.

Kulinarisches und Gastronomie-Empfehlungen

Naše maso

Das war mit großem Abstand das coolste Imbiss-Erlebnis, das wir je hatten und wir können jedem, der gern Fleisch isst und Bier trinkt, nur dringend empfehlen, hier einmal reinzuschauen! Der Laden ist für sich schon ein optisches Highlight. Ein Metzger, aber in stylisch. Ich hatte ein Meatloaf Sandwich mit Senf und sauren Gürkchen, Martin konnte dem Pastrami-Sandwich nicht widerstehen. Und das Brot, das es dazu gab, war so köstlich! Dazu haben wir uns Bier aus dem Bierhahn gezapft. Wie cool ist das denn bitte?

Hanavský-Pavillon und Letna Beer Garden

Beim Spaziergang durch den Letna-Park sießen wir auf diesen hübschen Pavillon, der oberhalb der Stadt thront und einen wunderbaren Blick auf die Karlsbrücke bietet. Hier konnten wir herrlich entspannen und im Schatten der Bäume den Ausblick genießen.

Wenn man etwas weiter geht, kommt man am Metronom vorbei, dort gibt es auch einen kleinen Imbiss und es ist ein beliebter Jugend-Treffpunkt. Anschließend erreicht man den Letna Beer Garden. Hier ist die Atmosphäre etwas lockerer, man holt sich seine Getränke selbst am Ausschank und sucht sich inmitten der ganzen Tische und Bänke seinen Lieblingsplatz. Ich ärgere mich, dass ich ausgerechnet hier keine Fotos gemacht habe, denn dieser Biergarten ist definitiv einen Besuch wert und ihr solltet hier mal Kofola, die tschechische Cola-Variante, probieren.

Manifesto Market Anděl

Eins meiner absoluten Highlights ist der Besuch im Manifesto Market Anděl. Ich wusste nicht so recht, wohin Martin mich als nächstes führen wollte und habe unter „Market“ eher eine Art Wochenmarkt verstanden. Von außen ist auf den ersten Blick auch nicht viel zu erkennen, umso größer ist die Überraschung, als wir eintreten. Vor uns liegt eine Outdoor-Gastroanlage im Pop-Up-Design. Die Stahl- und Holzkonstruktion ist wie ein Marktplatz aufgebaut und beherbergt verschiedene Imbisse, die den großen Pool- und Sitzbereich einrahmen. Der Pool ist zwar nur Dekoration, aber die Atmosphäre einfach großartig! Hier könnte ich den ganzen Tag verbringen, wenn wir nicht noch soviel zu sehen hätten!

Bars und Restaurants auf dem Wasser

Es geht zurück an die Moldau, an deren Ufer wir schon früher am Morgen die zahlreichen Boote gesehen haben, die als Gaststätten und Bars ausgebaut sind. Wir entscheiden uns für eine Bar zwischen der Palackého-Brücke und der Jiráskův-Brücke auf der Ufer-Seite, auf der sich auch das Tanzende Haus befindet. Mit einem Aperol Spritz in der Hand lässt es sich dort wunderbar in der Sonne aushalten.

Aperol Spritz Terrace Mánes Praha

Danach wollen wir eigentlich etwas essen gehen, werden aber aufgehalten, weil wir auf dem Weg eine Bar entdeckt haben, die ich mir auf gar keinen Fall entgehen lassen kann! Wer Aperol Spritz mag, wird diese Bar lieben!

Traditionelles Essen im „U Fleků“

Dieses Restaurant ist nicht nur erlebenswert sondern auch unbedingt zu empfehlen. Wir werden schnell platziert und die Bedienung ist absolut prompt. Bier steht jederzeit zur Verfügung, die Kellner laufen dauerhaft mit vollen Bier-Tabletts durch die Bänke und tauschten leere Gläser bei Bedarf gegen volle aus. Wenn ihr euch nicht sicher seid, welche Sorte ihr trinken sollt, lasst euch eine Empfehlung geben, wir sind mit unserer sehr zufrieden. Man sitzt an langen Tischen und unter Umständen nicht weit entfernt von seinen Tischnachbarn, aber in der ausgelassenen Atmosphäre, die in diesem Biergarten herrscht, ist es total entspannt. Musikalische Begleitung gibt es vom Akkordeon, eine nette Unterhaltung, die wir so zuletzt im Deutschen Restaurant in unserem vorherigen Heimatort in Amerika erlebt haben.

Als Vorspeise gönnen wir uns einen Teller mit Bierkäse, Zwiebeln und Knoblauchbrot, von dem wir beide reichlich essen mussten, um uns den Rest des Tages ertragen zu können. 🙂 Als Hauptgericht gibt es für mich Gulasch mit Speck- und Semmelknödel, Martin hat der Moravian Sparrow vom Vorabend so gut geschmeckt, dass er dieses Gericht heute gleich nochmal bestellt.

Trdelník – Die leckerste Versuchung, seit es Eis gibt

Dieses traditionelle Gebäck stammt aus Skalica in der Slowakei und man findet an jeder Ecke Läden, in denen es verkauft wird. Der Teig wird um einen zylindrischen Stab gewickelt, der ihm seine typische Form verleiht. Anschließend wird er über offener Flamme oder in einem speziellen Ofen geröstet, bis er goldbraun und knusprig ist. Während des Röstens wird der Teig oft mit Zucker oder einer Mischung aus Zucker und Zimt bestrichen, was dem Trdelník seinen süßen und würzigen Geschmack verleiht. Nach dem Rösten kann der Trdelník mit verschiedenen Toppings serviert werden, wie zum Beispiel Puderzucker, gehackten Nüssen, Schokoladensauce, Eiscreme oder Früchten.

Bitte probiert diese süße Versuchung, auch wenn ihr von all den Knödeln und dem Bier eigentlich schon satt seid, ihr werdet es nicht bereuen! Wir teilen uns eine Portion, für zwei Personen ist sie nämlich vollkommen ausreichend.

Fazit

Was kann man also zusammenfassend über Prag sagen? Würden wir wiederkommen? Ja! Würden wir jemandem empfehlen, herzukommen? Unbedingt! Es gibt so viel zu entdecken, aber wir maßen uns nicht an, auch nur ansatzweise alles gesehen zu haben, jedoch denke ich, dass wir eine gute Auswahl zusammenstellen konnten. In den 1,5 Tagen, die wir dort zwischen An- und Abreise verbracht haben, sind wir etwa 40 km gelaufen und hatten zu Hause 2 Kilo mehr auf der Waage. Aber es hat sich gelohnt!